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Naturspaziergang
19. 04. 2009

Ein Spaziergang im Frühling im Lauenburgischen

Sonntag Nachmittag habe ich einfach mal meine Kamera gegriffen und bin raus gegangen, um ein wenig frische Luft zu schnappen und das schöne Wetter zu genießen. Der April war bisher sehr schön und es sieht auch nicht so aus, als würde sich das bald ändern.
Der Sonnenschein und die Wärme haben dafür gesorgt, dass nun viele Bäume und Sträucher in Blüte stehen, so zum Beispiel die Süß- oder Vogelkirsche / ( Prunus avium ). Sie wird auch Vogeltrittholz genannt und ist die Stammform der Kultur-Süßkirschen und war bereits im Neolithikum in Mitteleuropa heimisch. Die dunkelroten bis schwarzen Steinfrüchte sind kleiner als die Kulturformen und schmecken oftmals etwas bitter. Sie werden sehr gern von Vögeln genommen. Die Vogelkirsche wird etwa 25 Meter hoch und selten älter als 100 Jahre.

Ein anderer Vertreter aus der Familie Prunus ist die Schlehe, oftmals auch Schwarzdorn genannt ( Prunus spinosa ). Entlang der langen, dünnen Haupttriebe besitzt der Strauch viele bedornte Kurztriebe. Die Schlehe kann sich durch unterirdische Wurzelschößlinge verbreiten, wodurch sie Landwirten und Naturschützern Probleme bereiten kann. Das dichte Gestrüpp breitet sich mit seinen Ausläufern oftmals auf Wiesen und Weiden, aber auch auf geschützte Trockenrasenflächen schnell aus und muss schließlich mühevoll beseitigt werden. Auf der anderen Seite beziehen viele Vögel in dem dichten dornigen Gestrüpp ihre Nester.
Die Schlehe ist nicht auf spezielle Standorte angewiesen, sie kommt sowohl an der Küste als auch in den Mittelgebirgen vor. Dabei sagen ihr eher die trockenen Standorte zu. Die blauen Früchte werden nach den ersten Frösten gerne zu Likör verarbeitet, roh sind sie kaum genießbar.

Die Wildbirne / ( Pyrus pyraster ) ist ein Baum der Auwälder und kann etwa 20 Meter hoch werden. Bereits in der Antike wurden, beginnend in Persien und Armenien, später auch bei den Griechen und dann bei den Römern, Kulturformen gezüchtet. Die Kulturbirne heißt dann Pyrus communis
Birnbäume wachsen recht langsam und bevorzugen eher tiefgründige, frische und kalkhaltige Böden. Der Standort sollte möglichst sonnig sein.
In den zwittrigen Blüten finden sich 20 - 30 männliche Staubblätter sowie 5 weibliche Fruchtblätter. Um eine Selbstbestäubung zu verhindern reifen die Staubblätter erst 2 - 4 Tage später als die weiblichen Staubblätter heran. Die Befruchtung erfolgt durch Insekten, überwiegend Bienen.

Kirsche, Schlehe, Birne gehören zu der riesigen Familie der Rosengewächse. Ein weiterer Vertreter ist der Apfel / ( Malus ), der an diesem Tag allerdings noch nicht in Blüte stand. Es ist übrigens typisch, dass Äpfel nach der Birne blühen.
Der echte Wildapfel / ( Malus sylvestris ) kommt kaum noch reinrassig vor, in die meisten Exemplare haben sich mittlerweile Kulturformen hinein gekreuzt. Die Früchte der Wildform sind eher holzig - daher auch der Name Holzapfel - und sind überhaupt nicht süß. Trotzdem war der Wildapfel für die Menschen in grauer Vorzeit eine Wichtige Nahrungsquelle. Durch gezielte Selektion und das Einkreuzen von anderen Wildarten wurden immer genießbarere Sorten herangezüchtet, die die Stammformen für unser modernen Kulturäpfel bildeten. Der Ursprung der Kulturäpfel liegt wahrscheinlich in Asien. Bereits die Römer beherrschten die Veredelung von Wildäpfeln durch Pfropfung.

Ebenfalls zur Familie der Rosengewächse gehört der Weißdorn. Auch er blüht für gewöhnlich erst im Mai, also wenn die Schlehe bereits verblüht ist.
In Mitteleuropa werden in der Fachliteratur drei Weißdorne unterschieden - der Eingriffelige Weißdorn / ( Crataegus monogyna ), der Zweigriffelige Weißdorn / ( Crataegus laevigata ) sowie der kaum bekannte Großkelchige Weißdorn / ( Crataegus rhipidophylla ). Problematisch bei der Artbestimmung ist, dass die Arten untereinander bastardisieren und zudem in der Lage sind, ohne Befruchtung Samen auszubilden. So haben sich regional Kreuzungsarten gebildet, bei denen man sich nicht sicher ist, ob diese noch als Hybride oder schon als eigenständige Arten angesprochen werden müssen. Im Zweifelsfall kann hier nur per DNA-Analyse die Art bestimmt werden.

Ein weiterer Vertreter der Kirschen ist die Frühblühende Traubenkirsche / ( Prunus padus ). Sie findet sich meist an Flüssen und Seeufern und meidet trockene und kalkhaltige Standorte. Meist wächst sie baumartig und erreicht dabei Höhen von 15 Metern; wächst sie strauchartig, wird sie meist nur 10 Meter hoch. Der Stamm weist oft einen ovalen Querschnitt auf. Wie die meisten Weichholzbäume wird sie nicht besonders alt - nach 60 bis 80 Jahren hat sie ihr Höchstalter erreicht.
Zum Spätsommer reifen an der Traubenkirsche kleine rote, später schwarze Früchte heran. Das bitter schmeckende Fruchtfleisch ist ungiftig, der Kern enthält jedoch Giftstoffe. Die Früchte werden gern von Vögeln genommen.

Die Weinbergschnecke / ( Helix pomatia ) wird bis zu 10 cm lange und wiegt dann etwa 30 Gramm. In freier Natur wird sie etwa acht Jahre alt. Sie kommt vor allem auf feuchten, kalkreichen Böden vor. Der Kalk wird zur Stabilisierung des Schneckenhauses und zum Bau des Schutzdeckels für die Überwinterung benötigt.
Weinbergschnecken sind Zwitter, jedes Tier produziert männliche und weibliche Keimzellen; Selbstbefruchtung ist nicht möglich. Die Paarung zwischen zwei Tieren erfolgt aufgerichtet Fuß an Fuß. Die Begattung erfolgt nicht immer wechselseitig.
Den Winter verbringen Weinbergschnecken in Kältestarre. Nachdem sie sich einen Wintervorrat angefressen haben, verkriechen sie sich in der Erde. Die Schalenöffnung wird mit einem Kalkdeckel verschlossen.
Weinbergschnecken stehen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und vielen anderen Ländern unter Naturschutz.

Das Schöllkraut / ( Chelidonium majus ) gehört mit zur Familie der Mohngewächse und blüht von Mai bis Oktober. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, die Samen werden durch Ameisen verbreitet. Beheimatet ist es in den gemäßigten Gebieten Europas und Asiens sowie im Mittelmeerraum. Siedler haben es als Heilmittel nach Nordamerika mitgenommen. Häufig wächst es auf Ruderalflächen.
Das Schöllkraut ist eine zwei- bis mehrjährige, krautige Pflanze und wird ca. 70 cm hoch. Beim Abbrechen der Triebe tritt ein giftiger, oranger Milchsaft mit sehr unangenehmen Geschmack aus. Früher hat man mit dem Saft Warzen und Hautkrankheiten behandel.

Der Löwenzahn / ( Taraxacum officinale ) gehört wohl zu den Pflanzen, die fast jedes Kind kennt, besonders als "Pusteblume". Er gehört mit zur Familie der Korbblüter (Asteraceae) und ist eine mehrjährig ausdauernde Pflanze. Die Wurzel kann in Extremfällen bis zu zwei Meter lang werden, geröstet kann man sie als Kaffee-Ersatz verwenden. Die Blüten und Blätter werden bis zu 30 cm hoch. Aus den Blüten läßt sich Gelee und Löwenzahnwein gewinnen, vor allem große Blätter eignen sich sehr gut als Salat.

Der Aurorafalter / ( Anthocharis cardamines ) ist ein weit verbreiteter Tagfalter, dessen Lebensbereich von Europa über den nahen Osten bis nach Japan reicht. Er lebt überwiegend in lichten Wäldern, auf mageren Rasenflächen sowie Feuchtwiesen. Als Futterpflanzen für die Raupen dienen vor allem das Wiesenschaumkraut, die Knoblauchsrauke sowie andere Arten der Kreuzblütler, beispielsweise die Gewöhnliche Nachtviole.
Der Falter ist auf der Unterseite weiß und mit einem grünen Tarnmuster versehen, oberseits weiß mit dunklem Flügelrand und einem Fleck auf dem Vorderflügel. Die Orangefärbung der Flügel tritt nur bei den Männchen auf, das Weibchen ist weiß gefärbt.

Die Knoblauchsrauke / ( Alliaria petiolata ) ist in Europa weit verbreitet und gehört wie Kohl und Raps zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Zerreibt man die Blätter, entsteht ein Knoblauchduft.
Die Knoblauchsrauke wächst wild in Laubwäldern und Hecken sowie auf Ruderalflächen und an Wegrändern. Sie schätzt frische, stickstoffreiche Lehmböden und ist häufig mit der Brennnessel vergesellschaftet.
Bevor Gewürze erschwinglich wurden diente die Knoblauchsrauke als Gewürzpflanze und wurde sogar in Gärten angebaut. Beim Kochen verflüchtigt sich der scharfe knoblauchartige Geschmack allerdings; daher muß sie Speisen in rohem Zustand beigegeben werden.

Das Duftveilchen / ( Viola odorata ) stammt eigentlich aus dem Mittelmeergebiet bis hin zum Kaukasus, wird aber schon seit dem frühen Mittelalter in Mitteleuropa kultiviert. In der freien Natur ist es verwildert bevorzugt an halbschattigen Waldrändern und in sommergrünen Hecken und Gebüschen zu finden. Die mehrjährig krautig Pflanze erreicht eine Wuchshöhen von 5 bis 10 cm und ist die einzige duftende ihrer Art.
Die Blüten des Veilchens wurden früher häufig für Suppen, Salate und Desserts verwendet. Kandierte Veilchen findet man heute noch als Dekoration für Torten und Desserts. Darüber hinaus wurden die Blüten zur Herstellung von Parfum verwendet.
Es gibt eine ganze Reihe weiterer Veilchen, mit der das Duftveilchen verwechselt werden kann.

Direkt mit dem Duftveilchen verwandt ist das Wilde Stiefmütterchen / ( Viola tricolor ). Es ist eine einjährige bis mehrjährige krautige Pflanze, die ca. 10 - 35 cm hoch wird und kommt in ganz Europa vor. Dabei kommt es auf Wiesen, an Wegrändern und Ruderalflächen vor. Es bevorzugt sandige, magere Böden und saure Rohböden.

Die Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum) gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und ist nicht mit der Brennnessel verwandt. Es handelt sich um eine mehrjährige krautige Pflanze, die zwischen 20 und 80 cm hoch wird. Sie blüht von April bis November, ihr Erscheinungsbild ist sehr variabel. Bestäubt wird sie von verschiedenen Insekten, die Saat wird von Ameisen verbreitet; jedoch kann sie sich auch durch Ausläufer fortpflanzen.
Die gefleckte Taubnessel ist in ganz Mittel- und Südeuropa beheimatet und bevorzugt frische bis feuchte Standorte im Halbschatten von Gebüschen, Waldrändern, Straßengräben und Hecken. Sie gilt als alte Heilpflanze.

Ein enger Verwandter der Roten Taubnessel ist die Weiße Taubnessel / ( Lamium album ). Sie wird ebenfalls 20 - 80 cm hoch und liebt frische bis feuchte Standorte. Wie die Rote Taubnessel, die Goldnessel und die Gefleckte Taubnessel ist die Weiße Taubnessel eine wichtige Nektarpflanze für Bienen und Hummeln. Sie bevorzugt besonders stickstoffhaltige Böden und ist ein Kulturfolger, der bereits in vorgeschichtlicher Zeit nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde. Die jungen Triebe können als Gemüse gegessen werden. Darüber hinaus findet sie als vielfältige Heilpflanze Verwendung.

Ebenfalls ein Vertreter der Lippenblütler ist der Gundermann / ( Glechoma hederacea ). Er ist in Europa weit verbreitet und sehr häufig. Er gedeiht auf frischen und nährstoffreichen Böden in Wäldern und auf Wiesen. Früher wurde er gern als Gewürzpflanze verwendet, ist aber für einige Säugetiere, besonders Pferde, giftig.

Bei allen hier vorgestellten Pflanzen- und Tierarten handelt es sich um häufig vorkommende Exemplare, die quasi überall in Mitteleuropa vorkommen. An diesem Sonntag hätte ich mir ohne weiteres in kurzer Zeit einen frischen grünen Salat pflücken können.
An vielem, was am Wegesrand gedeiht und kreucht und fleucht gehen wir oft gedankenlos vorüber, doch ich finde, es lohnt sich, öfter mal genauer hinzuschauen.

Jens

 

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