Nordöstlich von Rendsburg zwischen Eider, Schlei und Eckernförder Bucht liegt der Wittensee. Wie all die anderen Seen in Schleswig-Holstein ist er ein Relikt der letzten Eiszeit, die ungefähr vor 15.000 Jahren zu Ende ging. Beim Wittensee handelt es sich um einen sogenannten "Zungenbeckensee": Auch während des Verlaufes der letzten Eiszeit gab
es Klimaschwankungen, die einerseits das Gletschereis abschmelzen ließen, andererseits auch immer wieder für vereinzelte Vorschübe der Eismassen sorgten. In einer der kälteren Phasen zum Ende der Weichseleiszeit bahnte sich eine Eiszunge westwärts und schob dabei das Becken des zukünftigen Sees aus. Die ausgeschobenen Geröllmassen bilden heute die
Hügellandschaft der Duvenstedter Berge.Schaut man sich auf einer Landkarte die Umrisse des Wittensees an, so fällt einem die fast rechteckige Form auf. Anders als z. B. bei den Plöner Seen gibt es keine weiteren Nebengewässer, die zusammen eine Seenlandschaft bilden könnten. Wie ein riesiger Swimming-Pool liegt er in der Landschaft. Auf
diesem See nun wollte ich Anfang Juni eine Paddeltour mit meinen Faltboot unternehmen. Das Wetter war für die Jahreszeit eher kühl und recht windig. Ich stellte mein Auto in Bünsdorf beim Freibad ab. Das Faltboot hatte ich augebaut auf dem Dach transportiert. 300 Meter weit ging es mit dem Bootswagen zum Wasser, wo ich bequem am Badesteg einsetzen konnte.
Auf dem See herrschte ein recht hoher Wellengang, so dass ich nach einigen wenigen Metern auf dem offenen Wasser in die Schirnau einbog. Diesen kleine Fluß bildet den Abfluß des Wittensees nach Süden in den Nord-Ostsee-Kanal. Einige hundert Meter paddelte ich unter hohen Bäumen zwischen den angrenzenden Gärten hindurch und nach einer kleinen Betonbrücke fand ich mich zwischen Feldern wieder. Hier liegen in der Au auch ein paar Findlinge und das Wasser strömt etwas. Das Wasser war recht stark verkrautet. Nach wenigen hundert Metern zwischen freien Feldern taucht der Fluß in den Wald ein.
Mit nur geringer Strömung schlängelt sich die Schirnau nun durch einen Erlenbruchwald. Gelegentlich hängen umgestürzte Bäume über das Wasser und bilden Hindernisse. Vereinzelt verbergen sich unter der Wasseroberfläche auch Findlinge, an denen man mit dem Kajak leicht hängen bleiben kann. Bunte Streifen aus Kunststoffresten zeugen davon, dass es anderen Paddlern auch schon so ergangen ist.
Das Wasser ist nicht sehr tief, selten mehr als 50, 60 cm. Als Befahrungsregel gilt, dass die Schirnau nur bei Hochwasser befahren werden darf. Das Treideln ist untersagt - im Schlammgrund finden sich recht viele Flußmuscheln, denen man durch das Treideln sehr viel Schaden zufügen würde. Zunächst mäandert der schmale Fluß recht lebhaft durch
einen Waldstreifen, der überwiegend durch Erlen geprägt ist. Dort, wo das schmale Flußtal mit den angrenzenden Feldern und Wiesen zusammentrifft, dominieren wieder Eichen und dichteres Unterholz. So schmal der Fluß auch ist, hier sah ich dann auch einen Hecht auf Beute lauernd in der Strömung stehen. Je weiter man auf dem Flüßchen vordringt, desto breiter wird es. Die Strömung läßt nach und auch die Wassertiefe nimmt etwas zu. Hier finden sich an den Ufern auch dichtere Bestände von Schwertlilien, überwiegend dominiert nun dichtes Weidengestrüpp den Ufersaum. Mit etwas Glück kann man Eisvögel über das Wasser dahinschießen sehen.
Insgesamt legt die Schirnau vom Wittensee bis zum ehemaligen Schirnauer See, der heute ein Teil des Nord-Ostsee-Kanals ist, nur 3 km zurück. An der Straße von Borgstedt nach Sehestedt beim Gut Schirnau wird der Fluß mit einem halbrunden Wehr gestaut. Bei starkem Hochwasser soll es fahrbar sein, ich habe es aber lieber bleiben lassen. Nach einem kurzen Landgang bin ich das Flüßchen wieder zurück nach Bünsdorf gepaddelt, habe es mir unterwegs bei einer kleinen Pause mit Kaffee und ein paar Keksen gutgehen lassen und bin anschließend noch etwa einen Kilometer auf dem Wittensee gepaddelt. Der hohe Wellengang machte meinem kurzen Boot ohne Ruderanlage doch arg zu schaffen, so dass ich von einer weiteren Befahrung des Sees absah und das Boot wieder auf den Dachgepäckträger verfrachtete.
Alles in allem war die Paddeltour auf der Schirnau ein sehr reizvolles Erlebnis, da der Fluß doch sehr naturbelassen wirkt. Von einer Befahrung während der Brutsaison und besonders bei niedrigem Wasserstand sollte man aber unbedingt Abstand nehmen. Auch wird der Auenbruchwald dem Wild tagsüber in der sonst recht ausgeräumten Landschaft als Deckung und Ruheraum dienen, so dass Paddler hier eher störenden Einfluß nehmen.
Jens
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