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Naturspaziergang
24. 07. 2005
Phallus und Leichenfinger |
Streift man Mitte Juli, Anfang August durch die Wälder, so liegt mitunter ein seltsamer Aasgeruch in der Luft. Da kann es einem wiederfahren, dass vor den Füßen plötzlich schwarze, goldene und grün schillernde Aasfliegen aufstieben, hektisch brummend und summend die Ruhe des Waldes stören, um sich dann wieder in wilder Gier auf ein stinkendes weißes Gebilde am Boden zu stürzen. Empfindlicheren Gemütern mag es vorkommen, sie seien Opfer eines obszönen Scherzes geworden, denn das, was sich ihnen dort entgegen reckt, gleicht in seiner Anatomie und Größe verblüffend einem erigierten Penis. Diese Form hat die Biologen
wahrscheinlich auch veranlaßt, der Stinkmorchel den lateinischen Gattungsnamen "Phallus" zu verpassen.
Bei der Stinkmorchel / ( Phallus impudicus ) handelt es sich um einen Bauchpilz, der eng mit den Trüffeln verwandt ist. In manchen Gegenden wird sie auch wenig schmeichelhaft "Leichenfinger" genannt. Sie entwickelt sich bei feuchter Witterung aus einem sogenannten "Hexenei", einer mit gallertartigem Schleim und grünlicher Sporenmasse bedeckten kugeligen Gebilde, dessen Stielkern essbar sein soll. Bei Reife streckt sich der weiße Stiel etwa 10 - 20 cm in die Höhe, an seiner Spitze trägt er einen grobmaschigen Hut , der mit einer
klebrigen, stinkenden, grünen Sporenmasse bedeckt ist. Sie ist es, die die Fliegen anlockt, welche so zur Verbreitung des Pilzes beitragen.
Die Stinkmorchel kommt häufig in Wäldern vor, besonders auf stark humosen Böden. Wie bei eigentlich allen Pilzen handelt es sich bei dem oberirdischen Fruchtkörper lediglich um ein Fortpflanzungsorgan; in sofern hat Mutter Natur die Form der Stinkmorchel gut gewählt . Der Fruchtkörper sondert Pilzsporen ab, die Fliegen sorgen für die eigentliche Verbreitung der Art. Beim eigentlichen Pilz handelt es sich um ein weitläufiges, viele Quadratmeter großes, unterirdisches Geflecht feiner Pilzfasern, das wir gar nicht zu Gesicht bekommen.
Jens
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