Die Sachsen waren ein westgermanischer Stamm, der seit dem 2. Jahrhundert von Holstein kommend in die norddeutsche Tiefebene vordrang und die dort lebenden Stämme unterwarf und eingegliederte. Das Siedlungsgebiet reichte von den östlichen Niederlanden über das heutige Westfalen, Niedersachsen, Holstein, Mecklenburg bis in den Norden Sachsen-Anhalts. Der heutige Freistaat Sachsen hat seinen Namen durch Namensverschiebungen erhalten und nichts mit dem historischen Volk der Sachsen zu tun.
Römische Quellen berichteten seit dem 3. Jahrhundert zunehmend über sächsischen Seeräubern. Ab dem 2. Jahrhundert, verstärkt ab dem 4. Jahrhundert wanderten Sachsen, Angeln und Jüten in den südöstlichen Teil der britischen Hauptinsel ein und verschmolzen dort zu den Angelsachsen. Ursprünglich waren sie von den Briten für den Kampf gegen die schottischen Pikten als Söldner angeworben worden, jedoch entschlossen sie sich, dort fest zu siedeln und wurden bald nach der gewaltsamen Landnahme zur dominierenden Macht. Der heutige Name England leitet sich von den Angeln ab, die Landschaftsbezeichnungen Wessex, Essex und Sussex weisen auf alte sächsische Königreiche hin. Das Altenglisch ist eine Abart der Niedersächsischen Sprachen. Die Briten wurden ins heutige Wales und die Bretagne verdrängt oder assimiliert. Archäologische Funde belegen, das es zwischen den Festlandsachsen und den Auswanderern auf der Britischen Insel regen Kontakt gab, auch kam es gelegentlich zu Rücksiedelungen.
In der Literatur wird zumeist zwischen vier sächsischen Teilstämmen unterschieden, den Westfalen, Ostfalen, Engern und Nordalbingiern. Die Sachsen bewahrten die alte germanische Stammesverfassung ohne König, lediglich in Kriegszeiten wurde die Führung von gewählten Herzögen übernommen. Auf jährlichen Versammlungen, den Things, wurden politischen Angelegenheiten von gewählten Gau- oder Stammesfürsten besprochen. Durch die über 30 Jahre währenden Sachsenkriege unter dem Frankenkönig Karl dem Großen wurde diese Ordnung der sächsischen Stämme zerschlagen.
Bis zur Unterwerfung und Eingliederung in das Fränkische Reich als Herzogtum Sachsen im Jahre 804 hielten die Sachsen auch am alten germanischen Götterglauben fest; die Angelsachsen auf den Britischen Inseln wurden bereits ab 600 zum Christentum bekehrt. 811 einigt sich Karl der Große mit dem dänischen König auf die Eider als Grenzfluß zum dänischen Königreich.
Völkerwanderungszeit
Etwa ab der Zeitenwende um Christi Geburt begann man erstmals an der holsteinischen Westküste mit der dauerhaften Besiedelung der fruchtbaren Nordseemarschen. Jedoch wurde die Landnahme nur von kurzer Dauer. In den kommenden Jahrhunderten stieg der Meeresspiegel immer weiter, Dörfer mußten zum Schutz vor Sturmfluten auf sogenannten Wurften errichtet werden. Fruchtbares Land wurde knapp, die Marschen wurden wieder Teil des Meeres.
An der Ostseeküste läßt sich anhand von archäologischen Funden eine Umsiedelung von Dörfern landeinwärts nachweisen. Die an der Ostsee beheimateten Angeln und Jüten zogen sich von den fruchtbaren lehmigen Äckern auf die weniger fruchtbaren aber leichter zu bearbeitenden Flächen der mittelholsteinischen Geest zurück. Möglicherweise wurden diese Wanderbewegungen durch eine Klimaverschlechterung mit zunehmenden Niederschlägen, aber auch durch zunehmende kriegerische Aktivitäten ausgelöst. Auffallend ist die Fundhäufigkeit von Waffen und Rüstungen in Opferseen und -mooren aus dieser Zeit.
Im 4. Jahrhundert schließlich setzten sich große Teile der Sachsen, Angeln und Jüten in Bewegung und siedelten auf die Britische Insel über. Ganze Landstriche wurden menschenleer, insbesondere der Bereich des östlichen Hügellandes mit seinen fruchtbaren, aber schwer zu bearbeitenden Böden. Die Bestattungen auf über seit Jahrhunderten genutzten Gräberfeldern brachen ab, Dörfer verödeten und verschwanden schließlich ganz, Felder und Äcker fielen brach, erneut breiteten sich Wälder aus.
Burgenbau
Im Laufe der Zeit stieg die Zahl der in im Lande verbliebenden sächsischen Bevölkerung langsam wieder an, jedoch konzentrierte sich ihr Siedlungsgebiet auf den Raum West- und Mittelholstein. In die verödeten Landstriche drangen ab dem 6. Jahrhundert von Norden her in den Eiderraum Dänen ein, an der Nordwestküste siedelten sich Friesen an, die ihre Heimat an der west- und ostfriesischen Küste verlassen hatten, von Osten her drangen ab dem 7. Jahrhundert die slawischen Völker der Wagrier und Abodriten in den Ostholsteiner Raum vor.
Die verbliebenen sächsischen Stämme der Holsteiner, Stormarner und Dithmarscher sahen sich nun von allen Seiten bedroht, zumal nun auch skandinavische Wikinger auf Raubzug gingen und Siedlungen überfielen. Im Westen begannen die Dithmarscher mit dem Bau der Stellerburg an der Eiderniederung und der Bökelnburg am Geesthang im Süden. Von der Kaaksburg und der Burg bei Willenscharen in Mittelholstein aus konnten die Holsteiner wichtige Handelsrouten und Flüsse kontrollieren, nach Osten hin schützte eine Reihe von Burgen das sächsische Hinterland vor Überfällen der östlich siedelnden Slawen. Zudem ließ sich der Handel auf dem Ochsenweg, einer uralten Trasse, die von der Elbe bis tief nach Dänemark hinein verlief, kontrollieren.
Von Anfang an hatten diese Ringwallburgen, die oft einen Durchmesser von über 100 Metern erreichten, auch eine Schutzfunktion für die in der Nähe siedelnde Bevölkerung. Über ihre Auftraggeber und Bauherren ist nichts bekannt, jedoch läßt die systematische Anordnung der Burgen sowie die Größe der einzelnen Bauvorhaben auf eine straffe und einheitliche Führung schließen.